Wir sind so frei – Freilernerfamilien stellen sich vor

Zusammen mit drei Freundinnen habe ich aktuelle Geschichten von deutschsprachigen
Freilerner-Familien gesammelt. Diese sind gerade im
tologo-verlag erschienen.

Cover fuer Webpages
Klappentext:

29 Familien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schildern ihre persönlichen Wege und ihre
Erfahrungen mit einem Leben ohne Schule.

Ein Leben ohne Schule:
Kein Wecker, keine Hausaufgaben, keine Noten!
Lernen was man will, wann man will!
Statt Fremdbestimmung zu erdulden, selbstbestimmt der intrinsischen Motivation als Fahrplan folgen.

Eine absurde Vorstellung ohne Erfolgsaussicht oder eine glückstiftende Rückkehr zum natürlichen Lernen und dem Vertrauen in unsere Kinder? Was genau ist denn Freilernen? Wer macht das? Warum und wie? Ist das in Deutschland nicht (noch) illegal?

Freilerner-Familien haben ihre Türen geöffnet und geben Einblicke in ihr persönliches Leben, Lernen und ihre Gedanken- und Gefühlswelt.

„Wie ‚Freilernen‘ aussieht, ist für jede Familie anders. Gemeinsam ist nur die Individualität, die Freiheit, zu lernen, was, wo, wie, wann und mit wem man möchte; Dinge anders zu machen oder einfach ruhen zu
lassen, wenn sie sich nicht als sinnvoll erweisen.“

Mehr zu uns Herausgeberinnen:

Karen Kern
Karen hat eine Lehrerausbildung als Grund- und Hauptschullehrerin und beschäftigt sich seit fast dreißig Jahren mit „selbstbestimmter Bildung“. Sie hat ihre jetzt erwachsenen Söhne zehn Jahre bei deren selbstbestimmter Bildung von zu Hause aus begleitet. Beruflich berät und betreut sie Freilerner seit mehreren Jahren, mittlerweile über ihr eigenes Programm „Kern-Bildung“. Karen arbeitet aktiv in der Freilerner-Solidargemeinschaft und unterstützt Familien bei Auseinandersetzungen mit Behörden in Bezug auf das Lernen ohne Schule.

Stefanie Mohsennia
Stefanie Mohsennia ist Bibliothekarin, beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit dem Thema Freilernen und ist Autorin des Buches „Schulfrei: Lernen ohne Grenzen“. Über die Jahre hat sie an Freilerner-Treffen in elf Ländern teilgenommen und hält Vorträge zum Thema „Natürlich lernen!“. Gemeinsam mit
ihrem Sohn hat sie 2015 die Freilerner-Vernetzungsplattform
Schulfrei-Community entwickelt.

Gabi Reichert
Gabi Reichert erreichte über Umwege das Abitur. Ihr Studium brach sie ab, als die Kinder kamen.
Ihr verschlungener Bildungsweg führte sie von der anfänglichen Legasthenikerin zur Journalistin.
Das Freilernbedürfnis ihrer Kinder war mitentscheidend für ihren Weg zur freiberuflichen,
leidenschaftlichen
Fotografin und Bloggerin.

Heike Weimer
Heike Weimer und die Schule trennten sich zu Anfang der Oberstufe in beiderseitigem Einvernehmen,
keiner hielt es mehr mit dem anderen aus. Es folgte eine Berufsausbildung zur Konditorin, dann die
Fachhochschulreife mit anschließendem Informatikstudium. Heute ist die begeisterte Autodidaktin kreativ
selbstständig und Autorin von Büchern für Menschen jeden Alters. Sie ist Mutter von zwei jugendlichen Freilernern, die sich nach mehreren Jahren ohne Schule nun selbstbestimmt in ihre Berufe bilden.
Im
Selbstverlag veröffentlicht sie zusammen mit ihrer Tochter auch deren erste Werke als Illustratorin.

Erste Leseproben:

[Einmal in einem Buchladen bat er uns, ihm ein bestimmtes Buch für Erwachsene über Traktoren zu kaufen. Wir waren überrascht und fanden es insgeheim unpassend, da es im Text um Traktormarken,
Motoren und mechanische Einzelheiten ging, die wir selbst nicht ganz durchblickten.

Wir kauften es ihm aber und es wurde lange sein Lieblingsbuch. Er ließ sich monatelang jeden Tag von uns daraus vorlesen und studierte alle Einzelheiten des Buches. Und eines Tages geschah für uns Eltern das Unfassbare: Er konnte plötzlich lesen! Ohne unser Zutun und ganz unbemerkt hatte er sich das Lesen angeeignet. Nicht als Selbstzweck oder aus äußerem Zwang, sondern weil es ihm wichtig war zu
entziffern, was in seinem geliebten Traktorbuch stand!

… Vor kurzem wurde Timo von Bekannten gefragt, was er denn werden möchte, wenn er groß ist.
„Ein vielfältiger Forscher!“, antwortete er spontan. Dann hielt er kurz inne, überlegte und fügte hinzu:
„Aber das muss ich doch nicht erst WERDEN, das BIN ICH doch schon!! …]

 

[… Wenn unsere Kinder ohne Schule aufwachsen, bedeutet das noch lange nicht, dass wir sie in unserem Haus einschließen. Viel eher ist es umgekehrt. Denn unsere Kinder werden nicht in einer künstlichen Welt wie zum Beispiel in einer Schule eingeschlossen und sie werden auch nicht gezwungen irgendwo hinzugehen. Sie leben ihr Leben genau da, wo es stattfindet. Unzählige Lernsituationen entstehen deshalb auf ganz natürliche Art und Weise, egal ob bei uns zu Hause, in der nahen Umgebung oder in der weiten großen Welt. …]

 

[… Natürlich ist auch uns oft die Frage zur Sozialisation gestellt worden.Irgendwie ist es doch traurig,
dass die Gesellschaft davon ausgeht, dass Kinder bis zum Schuleintritt scheinbar unsoziale Wesen sind, die in einer Institution sozialisiert werden müssen.
Und warum sich der Glaube in der Gesellschaft so hartnäckig hält, dass ausgerechnet eine künstlich zusammengeführte Gruppe von zwanzig Gleichaltrigen zu einer gesunden Sozialisierung führen soll, ist für uns unerklärlich.
Scheinbar geistern in den Köpfen der Leute beim Thema Freilernen die schlimmsten Bilder herum, von Kindern, die nie Kontakte mit andern Menschen als der Familie haben dürfen, eingesperrt und isoliert sind. Die Wirklichkeit sieht zum Glück anders aus. Normalerweise haben Freilerner sehr regen Kontakt zu
andern Menschen; meistens zu vielen Menschen unterschiedlichen Alters, was einer sinnvollen Sozialisierung entspricht. …]

 

[… Ja, aber wie ist ein Leben als Freilerner-Familie? In all den Blogs und Büchern hatte ich gelesen, wie diese Kinder auf Bäume klettern, stundenlang mit Legos spielen, Musik machen, zu Home- oder
Unschooler-Treffen gehen, basteln, rechnen, lesen, Theater spielen, Freunde treffen, Fremdsprachen lernen, sich handwerklich betätigen, im Garten und Haushalt helfen, Briefe schreiben, tanzen, Landkarten studieren, Dokumentationen schauen, kochen und backen, reiten, wandern, Dinge messen, fotografieren, malen… und ja, was soll ich sagen? Genau so ist es. Das ist unsere Realität. …]

 

[…Und dann plötzlich war es soweit. Es gab eine „Lösung“! Natürlich kein offizieller Bescheid.
Nein, eine Abmachung. Intern. Ohne die Möglichkeit, ein Präzedenzfall zu werden: Felicia bleibt an der Schule angemeldet, eine Lehrerin von dort begleitet ihr Lernen, bis es ihr wieder so gut geht, dass sie zurückkehren kann …

Aha?! Aber war dem Frieden zu trauen? Und wie jetzt den Alltag gestalten? Plötzlich lag nicht mehr nur die Verantwortung für Felicias psychisches und physisches Wohlergehen bei uns, sondern auch die alleinige Verantwortung für ihre Bildung und sie war erst zehn Jahre alt!
Ich weiß noch, meine ersten Gedanken waren: „Ich hatte nur ein halbes Jahr Physik in der Schule und weiß nichts mehr davon. Und auweia, in Chemie war ich auch eine Flasche! Kann ich ihr Bruchrechnen erklären …?“

… Und je mehr Zeit verging und wir uns von den alten Glaubenssätzen und Ängsten trennen und zu unserer Mitte zurückfinden konnten, umso freier wurde auch das Lernen und Leben.
Wir alle in der Familie und auch unsere Beziehungen untereinander wurden wieder gesund.
Wir haben alle das Leuchten in unseren Augen zurück und die Begeisterung für das Erkennen der Zusammenhänge in der Welt in und auf der wir leben und darüber hinaus.
Wir sind wieder wissbegierige Forscher geworden, für die Lernen eins der schönsten Dinge ist, das uns bis zum letzten Atemzug begleiten wird.

… Es wäre so viel möglich, wenn sich diese Art des Lebens und Lernens nicht mehr verstecken müsste und nicht mehr kriminalisiert würde! …]

Na? Neugierig geworden? Dann bestellt euch ein Exemplar HIER!
Und natürlich auch welche für Verwandte, Freunde und Bekannte… ;
-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert